Sir Georg Solti
21. Oktober 1912 - 5. September 1997






Solti in jungen Jahren: der Budapester Pianist, Schüler Ernst von Dohnanyis und Béla Bartoks.
In der Nacht zum letzten Samstag starb Georg Solti, der letzte große Dirigent der Ära des 19. Jahrhunderts. Der Bartok-Schüler und Zeitgenosse Richard Strauss schließt nun den Kreis der "großen drei" (Bernstein, Solti und Karajan).

Solti war der bedeutendste Wagnerund Strauss-Dirigent unserer Zeit. Man denke nur an seine bis heute unerreichte "Ring"-Einspielung. Aber auch Beethoven und Mozart brachte er mit seltener Intensität zum Glühen. Solti verstand sich auch als Bote Gustav Mahlers in einer Weise, wie wohl nur noch Rafael Kubelìkund Leonard Bernstein sich für den großen Komponisten einsetzten. Im Gegensatz zu Sergiu Celibidache blieben ihm die Brucknerschen Dimensionen eher fremd.

Schon früh fiel György in Budapest durch seine pianistische Begabung auf. In den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg war es jedoch schwer für ihn, seine Laufbahn fortzusetzen. Er emigrierte in die Schweiz und übernahm später die Leitung der Bayerischen Staatsoper. Mit Solti tief verbunden ist das Chicago Symphony Orchesta, das er über 20 Jahre lang leitete.

Soltis Arbeit war immer geprägtvon äußerster Präzision, die er sich selbst, aber auch den Musikern abverlangte. Trotzdem blieb bei ihm ein Gefühl der Nähe, in der Gewißheit, stets im Dienste der Musik zu handeln.
Kein Anderer wurde so zahlreich mit dem amerikanischen Emmy gewürdigt. Für seine Arbeit an der Londoner Covent Garden Oper wurde er geadelt. In Covent Garden sollte auch seine aktuelle Produktion stattfinden, "Simon Boccanegra" von Giuseppe Verdi mit Kiri Te Kanawa in der Titelrolle.

Solti sollte auch das Eröffnungskonzert der neu ins Leben gerufenen Baden-Badener Festspiele im nächsten Jahr leiten. Leider können wir diesen Ausnahmekünstler nun nie mehr live erleben.

Die Bremer Musikfestpiele, die die am Samstag mit einem Konzert unter Leitung Vladimir Ashkenazys eröffnet wurden, standen unter dem Zeichen dieses großen Verlustes. Tiefe Ehrfurcht ergriff die Zuhörer, als sich Ashkenazy zum Publikum umwandte und eine Zugabe zum Gedenken an "einen großen Musiker"  ankündigte. Die Takte aus Schuberts "Moment Musicaux No. 3"  zogen einen Schlußstrich unter das Leben eines großen Künstlers.

Sir Georg Solti.
Requiescat in pacem.


Der reife Solti: Langjähriger Dirigent des Chicago Symphony  Orchestra, künstlerischer Leiter der Oper Covent Garden und
der Salzburger Festspiele




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